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HD offon

Heimat und Identität

Wo gehöre ich hin?

Die Bedeutung der Heimat Israel erschließt sich für viele InterviewpartnerInnen aufgrund ihrer Erfahrungen in Österreich nach der NS-Machtübernahme. Hohn, Spott, Rechtlosigkeit, Zerstörung der Existenz, Gewalt und Vertreibung führten zu einer unfreiwilligen Abwendung vom alten Heimatland. Selbst diejenigen, die eine Rückkehr erwogen, mussten unmittelbar nach dem Holocaust immer noch antisemitische Erfahrungen in Österreich machen.

In der neuen Heimat Israel erhofften sie, endlich Sicherheit, Zugehörigkeit und Gleichberechtigung zu finden. Die InterviewpartnerInnen waren bereit, alles zu tun, um sich so rasch wie möglich in die israelische Gesellschaft einzugliedern. Dafür mussten auch Opfer gebracht werden, etwa durch die Entscheidung, die alte Identität aufzugeben, um sich zu assimilieren. Vielfach hieß dies, die Kinder nicht mehr mit der österreichischen Herkunft vertraut zu machen und ihnen auch nicht Deutsch beizubringen. Viele taten dies aus Angst, dass sie sonst ihren Platz in der israelischen Gesellschaft nicht finden würden. Doch für die ZeitzeugInnen selbst war es nicht so leicht, die alte Identität abzustreifen.

Die Vertriebenen sind stolz, Beitrag für den Aufbau Israels geleistet zu haben. Auch wenn der Staat Israel in der Realität vielfach die eigenen hohen idealistischen Erwartungen nicht erfüllen kann, ist die Identifikation mit ihm hoch. Doch über 60 Jahre nach der Gründung Israels ist immer noch kein stabiler Friede in Sicht, auf den viele InterviewpartnerInnen gehofft hatten. Die ZeitzeugInnen erleben dennoch, wie ihr Nachwuchs als selbstbewusste Israeli auftritt und Israel mit großem Selbstverständnis als Heimat betrachtet. Nie wieder sollen sie die bitteren Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern machen müssen. Die Existenz Israels wird dafür als Garantie empfunden.

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