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Anitta Goldschmidt

Geboren 1919 in Brünn als Anita Berger, kam sie mit ihrer Familie als zweijähriges Kind nach Baden bei Wien, wo sie in einer großen Villa wohnte. Sie absolvierte die Volksschule und zwei Jahre Mittelschule in Baden, ehe die Familie 1931 nach Wien umzog. Anitta Goldschmidt maturierte 1937 und inskribierte an der Universität Wien Chemie, besuchte aber zunächst einen Maturantenkurs an der Handelsakademie. Als 1938 die Nationalsozialisten in Österreich die Macht übernahmen, war Anitta allein in Wien, weil der Vater beruflich in der Türkei weilte und die Mutter mit einer Schwester gerade zu einem Besuch in Graz war.

Einige Monate später gelang es ihr, gemeinsam mit ihren Schwestern, ihrem Schwager und ihrer Mutter nach Istanbul zu flüchten. Dort arbeitete sie bis 1940 als Erzieherin und Kindermädchen, ehe sie mit ihrer Familie aus der Türkei ausgewiesen wurde. Über Syrien floh sie weiter nach Palästina, wohin einige Monate danach auch ihre Schwestern und ihre Mutter folgten. Der Vater war schon bald aus Istanbul zurück nach Wien gereist und wurde von dort später von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet. 1944 heiratete sie Walter Goldschmidt, in den folgenden Jahren brachte sie zwei Kinder zur Welt. 1957 kehrte sie während einer Europareise erstmals wieder nach Wien zurück. Ihr Mann starb 1968 an den Spätfolgen von Kriegsverletzungen. Anitta Goldschmidt arbeitete bis zu ihrer Pensionierung in Rechtsanwaltsbüros als Spezialistin für Wiedergutmachung, betreute aber auch im Ruhestand noch etliche Klienten. Zum Zeitpunkt des Interviews 2009 war sie 90 Jahre alt und lebte mit einer Pflegerin in ihrer Wohnung in Jerusalem, wo sie täglich Bilder malte und per Internet und e-mail Kontakte in alle Welt pflegte.

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